In einer Welt, in der Künstliche Intelligenz rasant Einzug in alle Marketingprozesse hält, gilt es, eine entscheidende Frage zu beantworten: Können generative Videoinhalte den Mehrwert einer sorgfältig geplanten und vor Ort umgesetzten Produktion ersetzen?
Kurze Antwort: Es kommt drauf an. Unter Umständen ist der Zeitgewinn durch KI tatsächlich der entscheidende Faktor. Oder du wünschst dir ein Video von dir bei einem Spaziergang auf der Mondoberfläche. Auch dann bist du aus Budgetgründen mit KI besser beraten. Doch wie du vermutlich schon erwartet hast, gibt es auch gute, je nachdem zwingende Gründe für «echten» Video-Content.
KI im Video-Marketing: Chancen und Grenzen
KI-Tools eröffnen beeindruckende Möglichkeiten: Text-zu-Video-Algorithmen erstellen einfache Szenen in Sekundenschnelle, und auf Knopfdruck lassen sich standardisierte Clips für Social-Media-Kanäle ausspielen. Gerade bei geringen Budgets ermöglichen diese Anwendungen eine hohe Produktionsgeschwindigkeit.
Doch hinter der Fassade der Effizienz lauern zentrale Schwächen. Die Bilderwelten wirken oft uniform und austauschbar, denn KI-Modelle bedienen sich grosser Datensätze und können kaum individuelle Markenprägung abbilden. Unerwartete Briefing-Änderungen oder kreative Sonderwünsche lassen sich per Knopfdruck (noch!) nicht realisieren. Und insbesondere nuanciertes Storytelling, das Emotionen weckt und den Zuschauer fesselt, bleibt momentan noch eine Domäne menschlicher Regie- und Kamerateams.

Authentizität durch echte Menschen aus dem Unternehmen
Authentische Videos leben von Gesichtern und Stimmen, die deine Marke mit Persönlichkeit aufladen. Wenn Mitarbeitende oder Führungskräfte selbst vor der Kamera sprechen, entsteht sofort eine emotionale Nähe, die synthetische Avatare vermutlich niemals erreichen. Mimik, Gestik und Betonung transportieren Glaubwürdigkeit, gerade in Testimonials oder Reportagen aus dem Arbeitsalltag. Kundenvertrauen baut sich so nicht nur auf, es verankert sich nachhaltig, weil die Zielgruppe reale Menschen hinter deinen Produkten und Services wahrnimmt.
An dieser Stelle sei ein kleiner Exkurs erlaubt. Wenn du auf Social Media in einer typischen Marketing-Bubble unterwegs bist, bekommst auch du sicher immer wieder Werbung für KI-Tools ausgespielt, die für dich UGC-Videos erstellen. Ganz abgesehen von der Absurdität dieses Begriffs (User Generated Content wird offensichtlich von Usern generiert, nicht von einem Tool) wird sich das noch zu einem spannenden rechtlichen Thema entwickeln: Wenn ein «KI-Influencer» mein Produkt lobt, muss ich das Publikum dann darauf hinweisen, dass es sich eben nicht um die ehrliche Meinung eines Menschen handelt?
Gegenwärtige Grenzen von KI-Videos
Sora, Veo, Midjourney, Firefly und Co. buhlen derzeit um Aufmerksamkeit im Bereich der KI-Videos. Die Marketingmaterialien klingen zwar vielversprechend, doch die Anwendung dieser Tools gestaltet sich gegenwärtig noch schwieriger als gedacht. Beispiel gefällig? Für eine aktuelle Kampagne von «Basel unterwegs» wollte ich ein kurzes Outro erstellen. Eine scheinbar einfache Animation eines Standbildes, nämlich das Röhren eines T-Rex, wurde von mehreren KI-Tools fehlinterpretiert und erzeugte stattdessen wirre Traumwelten. Also zurück ins vertraute Adobe After Effects, um den Dino manuell mit dem Puppet Tool zum Leben zu erwecken. Im Moment scheinen derartige Aufgaben zumindest noch nicht durch kurze Prompts lösbar zu sein.


Markentreue ohne Verzerrung
Für viele Unternehmen ist die exakte Abbildung ihrer einzigartigen Produkte elementar. KI-generierte 3D-Renderings mögen auf den ersten Blick perfekt erscheinen, doch sie kommen selten an die echte Material- und Farbtreue heran. Verpackungen, Textilien oder komplexe Oberflächenstrukturen lassen sich nur vor Ort mit professionellem Color-Management in voller Präzision einfangen. Ebenso riskieren automatische Filter und Transformationsalgorithmen, Hausfarben leicht zu verschieben oder geschützte Logos ungewollt zu verfälschen.
Wir arbeiten für verschiedene Autohäuser. Stell dir vor, was sich abspielen würde, wenn ein Luxuswagen von einem KI-Tool abgebildet wird, mit den offensichtlichen Ungenauigkeiten, die es dabei zwingend gibt. Fans der Marke wären nicht happy, und mehrere über die Welt verteilte Brand-Safety-Teams stünden vor einem kollektiven Herzinfarkt.
Algorithmische Risiken bei rein KI-generiertem Content
Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und LinkedIn sensibilisieren ihre Algorithmen zunehmend gegenüber generischen Inhalten. Wiederkehrende Muster, symmetrische Gesichter und uniforme Texturen gelten als typische Merkmale künstlicher Clips. In der Folge kann die organische Reichweite stark sinken. Studien zeigen, dass Nutzer:innen eher auf unverfälschte Bilderwelten und persönliche Geschichten reagieren. Likes, Kommentare und Shares bleiben bei KI-Videos häufig hinter den Erwartungen zurück. Eine zu starke Fokussierung auf synthetische Ästhetik läuft daher Gefahr, das Markenimage als unpersönlich und distanziert zu verankern.

Synergie von KI und Echtproduktion
Die wirkungsvollste Strategie verbindet die Effizienz von KI-Tools mit der Kreativität und Authentizität klassischer Videoproduktion. Bereits in der Pre-Production können KI-gestützte Script-Generatoren und Mood-Board-Assistenten erste Impulse liefern. Am Set unterstützt eine KI-App das Kamerateam durch automatisches Framing-Feedback und Lichtanalyse, während die Regie den Feinschliff übernimmt. In der Postproduktion erleichtern Schnittassistenten, generatives Erweitern von Clips, automatische Untertitel und Farbkorrektur die Routinearbeit, ohne das finale Color Grading und den kreativen Schnitt zu ersetzen.
Fazit und Ausblick
Vollständig KI-generierte Videos mögen in Einzelfällen schnell und kostengünstig entstehen, doch echte Differenzierung, emotionale Bindung und kompromisslose Markenintegrität bleiben aktuell nur durch Produktionen on site möglich. KI-Tools sollten dort eingesetzt werden, wo sie Effizienz schaffen und kreative Prozesse unterstützen. Aber nicht, um menschliche Expertise zu ersetzen. So sicherst du dir einen nachhaltigen Vorsprung im Wettbewerb und schaffst Video-Content, der deine Zielgruppe begeistert und deine Marke langfristig stärkt.